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Die erstmalige Erwähnung der Wehnder Kirche geht auf das Jahr 1294 zurück. In der Westernhagenschen Chronik steht darüber:
"Am 25.09.1294 wurde die Pfarrkirche zu Teistungen gleichzeitig mit der von Wehnde durch den Erzbischof Gerhard von Mainz dem Kloster Teistungenburg inkorporiert."
Ein weiteres Datum ist der 17. August 1305. An diesem Tag verzichtet Eckard von Bodenstein zusammen mit seiner Mutter Mechtild auf die von seinem Vater Rudolph von Bodenstein dem Kloster Teistungenburg verkauften Güter: auf einen Hof in Wehnde, auf die Vogtei über Klostergüter daselbst und auf ein Allod (Eigenbesitz) im Dorf Camp (jetzt Wüstung), ferner auf das von seinem Vater dem Kloster geschenkte Juspatronat (Patronsrecht) über die Kirche in Wehnde.
(Urk..d.Kl.Teistungenburg Nr.42- Original im St.-A.zu Magdeburg)
Mehr ist bisher über diese alte Kirche nicht bekannt.
Die jetzige Kirche wurde von dem damaligen Wehnder Rittergutsbesitzer Hans- Ernst von Wintzingerode, dem vierten und jüngsten Sohn von Adoph- Ernst, Hochgräflich Stollbergischer Rath und Oberhofmeister und Stifter der Adelsborner Linie derer von Wintzingerode in Auftrag gegeben. Laut der über dem Türbogen eingravierten Jahreszahl wurde sie um 1670 erbaut und mit einer, dem
damaligen Baustil entsprechenden, barocken Einrichtung ausgestattet. Aus dieser Zeit sind leider keine Unterlagen erhalten geblieben, und so ist es nicht möglich, etwas über den Architekten der Kirche, den Maler und den Zimmermann auszusagen.
Fest steht nur, sie verfügte über zwei Glocken, eine Uhr und eine kleine Orgel.
In den Rechnungsbüchern, ab dem Jahr 1800, finden sich vielerlei kleinere und grössere Reparaturen. Da zu allen grösseren Anschaffungen und Reparaturen die Genehmigung des Patronats eingeholt werden musste, gibt es in den Unterlagen einen regen Schriftverkehr mit demselben. Auch unter vielen der " Verhandlungen" des Presbyterium steht die Unterschrift eines Patronatsmitgliedes. Der Grund dafür dürfte, wie bereits oben erwähnt, die Tatsache sein, daß auf dem Gutshof des Ortes eine der Familien derer "von Wintzingerode" lebte. Diese hatten in der Kirche ihren eigenen "Stuhl", also festgelegte Sitzplätze, die sonst kein anderer benutzen durfte. Ein weiteres Privileg dieser Familie war es auch über Jahrhunderte ihre Verstorbenen in der Gruft unter der Kirche beisetzen zu lassen, aber auch einige der damaligen Geistlichen wurden dort beigesetzt. Früher war dieses noch über eine Treppe innerhalb des Altarraumes zu erreichen, welche aber später zugemauert wurde.
Der Beweis für das Vorhandensein von Glocken und Orgel findet sich durch einen Eintrag im Rechnungsbuch von 1816, der da lautet: Schwengel und ein eisernes Glockenband an die kleine Glocke gemacht und Schlüssel an die alte Orgeltür zu machen.
Auch in den nächsten Jahren gab es immer wieder kleinere Reparaturen an der Orgel. Zum Beispiel wurden Schaffelle für die Reparatur des Blasebalgs angekauft.
Es wurden auch neue Bücher angeschafft, wie zum Beispiel 1824 eine neue Agenda.
Drei Jahre später steht in den Akten: "die Kirche Auswendig weiss gemacht und das Dach wird repariert."
Da auch an der Uhr der Zahn der Zeit nicht spurlos vorüber ging, findet sich 1828 der Eintrag: "- da die Zahnräder im Getriebe der Uhr nicht mehr ineinandergreifen und es dadurch des öfteren zum Stillstand derselben kam, war eine Reparatur der Uhr dringend notwendig."
Wie bereits oben erwähnt mussten grössere Reparaturen vom Patronat genehmigt werden, so befinden sich in den Akten von 1836 mehrere Anträge an das Patronat, wegen Reparatur an und in der Kirche ( Dielen, Mauer,Turm neu schiefern) und die Genehmigung des Patronats vom 27. Juni 1837, sowie die Auflage einen festen Schrank zu beschaffen. Dieser stand später in der Sakristei.
Die Kirche war in der damaligen Zeit nicht nur für die Seelen ihrer Gemeindeglieder, sondern auch für die geistige Bildung zuständig und da es dringend erforderlich wurde, eine neue Schule zu bauen, bekam die Kirche im Jahre 1842 eine Unterstützung von 400 rth (Reichsthaler) von Seiten des Patronats und der königlichen Regierung in Erfurt.
Die bereits 1837 genehmigten Reparaturen kamen jedoch erst 1843 zur Ausführung. Allein das dafür notwendige Baumaterial kostete schon 32 rth. Für ein neues Dachfenster und die Reparatur der Bänke musste extra bezahlt werden. Ansonsten wurden nur die genehmigten Reparaturen, wie Dachreparatur und die Verlegung neuer Dielen, getätigt. Um die Gesamtkosten in erträglichen Grenzen zu halten schlug man im Heiligen Holz ( dem Kirchenwald) Holz und verkaufte es meistbietend.
Im selben Jahr wurde der letzte Wille des König Friedrich Wilhelm unter einem verglasten Rahmen am Altar angebracht.
Bereits zwei Jahre später mussten wiederum Ziegel eingezogen und Fachen verkittet werden. Der Grund dafür wurde extra in den Akten vermerkt: " Starke Gewitter gingen nieder "
Da im Laufe der Zeit die kleine Orgel langsam unbrauchbar geworden und der Gottesdienst dadurch nicht mehr so feierlich gestaltet werden konnte, beschloss das Presbyterium den Bau einer neuen grösseren Orgel. Nach Beseitigung einiger Unstimmigkeiten, in Betreff der Grösse und der Anzahl der einzubauenden Stimmen, bewilligte das Patronat und auch die königliche Regierung den Bau einer neuen Orgel.
Demzufolge konnte am 18.Oktober 1850 der Kontrakt mit dem Orgelbaumeister Heyder unterzeichnet werden.
Im gleichen Jahr bekam jener noch einen Abschlag von 400 rth, um die nötigen Materialien für die Orgel zu bestellen und mit dem Bau zu beginnen. Dieser war jedoch nicht von dem Erfolg gekrönt, den man sich erhofft hatte. So ist bereits 1853 ein Vermerk im Protokollbuch des Kirchenrates zu finden:
" Auszug aus dem Presbyterial Protokoll vom 1. Februar 1853: Die neuerbaute Orgel zeigt immer noch mancherlei Mängel, welche noch von der ersten unvollkommenen Aufstellung herrühren sollen, zum Teil aber in Schäden ihren Grund haben, die auch dem Erbauer zur Last fallen. Da der Orgelbauer Heyder wiederholten Aufforderungen zur Abhilfe dieser Mängel nicht nachgekommen ist, so fandt es das Presbyterium zweckmäßig, daß, weil der Heyder die Garantie auf 15 Jahre übernommen hat, auf seine, des Heyders, Kosten, ein Sachverständiger zur
Untersuchung der Orgel und Festellung ihrer gegenwärtigen dem Erbauer zur Last fallenden Mängel requiriert werde, damit derselbe aufgefordert werden könne, entweder selbst alles gründlich zu beseitigen oder damit auf seine Kosten an einen anderen Orgelbauer eine Nachbesserung verdungen werde."
Nach Aufstellung der neuen Orgel findet das Presbyterium die Versicherung der Kirche auf 2000 rth nicht mehr ausreichend, da die Orgel eben nicht notwendig zur Kirche gehört, sondern ein Inventarien"Stück" ist, so hält man für zweckmässig, dasselbe nicht bei der Magdeburger"Feuer" Sozietät, sondern bei einer anderen Assekuranz Gesellschaft, am liebsten bei der Aachen-Münchner und zwar
auf Höhe von 1000 rth zu versichern.
- Versichert wurde sie bei der Elberfelder Vaterländischen Feuer Versicherungs" Gesellschaft" mit 1000 rth auf sechs Jahre, da das siebente Jahr gratis erfolgt. Die Kirche selbst sollte ebenfalls bei dieser Versicherung für 3000 rth versichert werden.
Von der äusseren Erscheinung war und ist die Orgel auch noch heute eine Zierde der Wehnder Kirche. Um diesem Umstand gerecht zu werden und den Altar und die Kanzel ebenfalls auszuschmücken, wurde im Jahre 1853 ein neues prachtvolles Altar- und Kanzelgedeck angeschafft.
Vier Jahre später erfolgte erneut eine Reparatur an der Uhr.
Nach vielen Anmahnungen seitens des Kirchenvorstandes an den Heyder und nach eingehender Prüfung durch einen Sachverständigen wurde die Instandsetzung der Orgel 1859 an den Orgelbaumeister Große aus Mühlhausen übergeben. Um nicht wieder Unstimmigkeiten zwischen Orgelbau-
meister und Kirchen- sowie Patronatsvorstand aufkommen zu lassen, wurde mit dem Große ein 20 § umfassender Kontrakt ausgehandelt, in dem auch das Stimmen der Orgel enthalten war, wie in dem Jahr 1862 zu ersehen ist. ( siehe Beschreibung Orgel )
In den folgenden Jahren wurde nach einem Konsistoriumsbeschluss die Umgestaltung bzw. Verschönerung der Kirche geplant und im Kirchenvorstand, sowie der Gemeinde, verhandelt. Um überhaupt eine Vorstellung von der Kirche im Originalzustand zu bekommen, nun einige Auszüge aus dem Bericht des zeitigen Pastor Felgenträger an das Konsistorium:
1. Unmittelbar über dem Altar, an die Altarwand sich anlehnend und von dieser teilweise verdeckt, befindet sich ein Männerstand, dessen Stellung höchst unangemessen ist. Man steht auf demselben grade über dem Altar einige der Besucher sehen durch die Öffnungen der Altarwand hindurch und ihre Köpfe erscheinen dann in gleicher Linie mit den in Holz geschnitzten Apostelstatuen und Engelköpfen über dem Altar. Die Beseitigung oder wenigstens die Schliessung dieses Chores ist die notwendigste aller Verbesserungen. Sie ist recht leicht ausführbar, da die Gemeindeglieder, welche dasselbe benutzen, ein sehr schöner Stand gegenüber der Kanzel eingeräumt werden kann.
2. Sämtliches Holzwerk bedarf eines neuen Anstriches, die Stühle im Schiff sind gelb mit schwarzen Rändern, die untere Empore ist rot mit erblindeten Silberstreifen, die obere Empore blau. Am schönsten würde für die Empore - der sehr hervortretenden Orgel typisch - ein weisser Anstrich mit schmalen Goldleisten sein und letztlich wäre Kanzel und Altar zu renovieren.
3.Was die im hohen Chor belegenen Beichtstühle anlangt, so habe ich mich vergeblich bemüht, wenigstens zwei derselben, welche zur Rechten des Altarraum befindlich und überdies die Symetrie beider Seiten stören, bei Gelegenheit der Neupflasterung vor 2 Jahren fortzuschaffen. Das Presbyterium ging darauf nicht ein und hatte insofern Recht, als diese Stühle bei der Beichte und Communion- sonst freilich nicht- notwendig sind und sie ansonsten durch Altarbänke ersetzt werden müssten. Desweiteren ging es um die Freilegung der bis dahin hochvergitterten Stühle, innerhalb dessen die Kanzeltreppe sich befindet und dem Küsterstuhl.
4. Im Mittelgang der Kirchen befindet sich der Eingang zum früheren Erbbegräbnis der Patronatsfamilie, welcher jetzt mit Eichen- Brettern zugelegt ist. Die Beschaffung einer starken Holztür war schon beschlossen; ich habe jedoch von der Ausführung noch Abstand genommen, da von einem Mitglied der Patronatsfamilie die gänzliche Zuwölbung des Eingangs und Belegung mit Steinplatten gleich dem Pflaster des Ganges in Anregung gebracht ist.
In den Verhandlungen des Presbyterium kam es wegen der vorgesehenen Schliessung der Empore zu starkem Widerspruch, weil 2 beteiligte Gemeindeglieder ihre Unzufriedenheit dagegen ausdrückten und mit ihrem Wegbleiben aus der Kirche gedroht hätten. Es kam zu nochmaligen Erörterungen in deren Folge der Beschluss gefasst wurde:
Auszüge aus dem Protokoll vom 14. April 1864:
1. Sämtliches Holzwerk im Inneren der Kirche ( die Brüstungen der Emporen, die Beichtstühle im hohen Chor, die Frauenstühle im Schiff der Kirche, Kanzel und Altar, die Säulen unter dem Orgelchor) soll neu gestrichen werden in Weiss mit Leisten und Verzierungen in Gold.
2. Vorbehaltlich der ausdrücklichen Genehmigung des Kirchenpatronats und der königlichen Regierung soll der Männerstand unmittelbar über, respektive hinter dem Altar geschlossen und nach vollendeter Reparatur der Kirche zur Benutzung nicht wieder geöffnet werden. Dagegen soll der neben dem Patronatsstand gelegene sogenannte Westernhagensche Stand durch Reparatur des Aufganges zu demselben, sowie durch Ausstattung mit Bänken zur Benutzung eingerichtet und den Gemeindegliedern überlassen werden, welche bisher die Empore über dem Altar noch besucht haben. Es wurde hierbei noch unter allseitiger Zustimmung bemerkt, dass in der Kirche zu Wehnde niemand ein Recht auf einen bestimmten Platz habe, da die Plätze weder verkauft noch als zu einem Hause gehörig ins Hypothekenbuch eingetragen sind.
( Es handelt sich nur um Teilauszüge, die Originale liegen im Archiv des Pfarramtes)
Im Rechnungsbuch des Jahres 1864 findet man über diese ganze Angelegenheit nur den einfachen Eintrag:
" - dem Hirschfeld für den Auftrag für Malerarbeiten140 rth.
Es sollen die Brüstungen der Emporen, die Beichtstühle im hohen Chor, Altar und Kanzel neu gestrichen werden in Weiß mit Leisten und Verzierungen in Gold Reparaturen an der Kirche"
Welche gravierenden Veränderungen eigentlich getätigt wurden, ist aus diesem Satz nicht zu erse-
hen.
In den nächsten Jahren kam es immer wieder zu geringfügigen Reparaturen, welche jedoch keinerlei Auswirkungen auf das Aussehen der Kirche hatten.
Erwähnenswert für diese Zeitspanne wäre noch die Gründung einer Armenkasse durch die Frau Major von Wintzingerode-Knorr. Mittels einer Spende von 50 rth ihrerseits und die gleichzeitige Zugabe von 50 rth aus der Kirchenkasse wurde sie am 20. Juni 1883 gegründet. Im Rechnungsbuch von 1894 werden das Altarkruzifix und das Sterbekreuz erneuert. Ob dies den Austausch oder nur eine Renovierung bedeutet, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Drei Jahre später erfolgte erneut eine Reparatur der Orgel und auch der Turmuhr.
Im Rechnungsbuch von 1899 findet sich der dazu folgender Eintrag:" Ausbesserung des durch Blitzschlag beschädigten Kirchturm"
In dem alten Kirchenbuch von Wehnde hat der damalige Pastor Krumhaar dazu folgendes eingetragen: Am 23. Juli 1899 abends gegen 8 Uhr bei einem greulichen Unwetter schlug der Blitz in den Kirchturm von Wehnde, beschädigte die Schieferverkleidung der Kuppel auf der nordöstlichen Seite und fuhr durch das Gebälk dicht an der Orgel herunter, sodaß die Spuren davon in Gestalt großer Risse an den Tragbalken unten in der Vorhalle an der inneren Kirchentür deutlich zu sehen waren. Der Schaden wurde auf 190 M geschätzt. Dieses war nicht der erste Blitzeinschlag ( erstmals laut Akten am 24.07.1712 ) und sollte auch nicht der letzte gewesen sein. Bereits am 02.06.1912 schlug der Blitz abermals in die Kirche ein, wobei Turm und Dach wiederum arg beschädigt wurden. Zwar trug die Versicherung auch diesesmal den Schaden, doch war man sich sehr schnell einig einen Blitzableiter anzubringen. Daher verfügt die Kirche bereits kurze Zeit später über eine Blitzschutzanlage.
Doch vorher gab es noch andere Probleme, welche gelöst werden mussten. So bekam zum Beispiel die kleine Glocke einen Riss und konnte daher nicht mehr geläutet werden. Eine Reparatur war leider nicht möglich, daher wurde 1901 eine neue Glocke gekauft. Das gleiche Schicksal ereilte auch die Turmuhr. Der Zahn der Zeit hatte seine Spuren so tief hinterlassen, dass eine Reparatur als unrentabel erachtet und somit die Anschaffung einer neuen Turmuhr im Jahre 1902 erforderlich wurde. Diese kostete bereits damals 821 M.
Vier Jahre später kamen dann noch neue Bälge, sowie eine Zinnbedachung als Schutz über die Orgel und die neuen Treppen wurden eingebaut.
Den nächsten gravierenden Einschnitt gab es im Verlauf des ersten Weltkrieges. Es mussten hier, wie auch in anderen Kirchen, die Prospektpfeiffen und die kleine Glocke zu Kriegszwecken abgeliefert werden.
Da die kleine Glocke nicht wieder zurückkehrte, begann die Gemeinde 1920 damit, einen Glockenfond anzusparen um eine zweite Glocke kaufen zu können. Im Jahre 1925 war es dann soweit. Eine neue kleine Glocke wurde angeschafft. Sie entstammt der Glockengiesserei Franz Schilling & Söhne aus Apolda und wurde wie es damals üblich war, als Gedächtnisglocke gegossen.( siehe Glocken)
Auch die Prospektpfeiffen kamen nicht in die Gemeinde zurück. Sie wurden aus finanziellen Gründen nur durch Holzatrappen ersetzt. Wenn der Betrachter sich die Orgel genauer ansieht, so findet er die Holzpfeiffen auf den ersten Blick, denn sie konnten bis heute noch nicht gegen zinnerne Orgelpfeiffen ausgestauscht werden. (siehe Orgel)
Die Akten für die folgenden Jahre sind leider nicht mehr vorhanden. Zwar wurde noch im Jahr 1933 ein Abendmahlskelch bestellt, ob dieser geliefert wurde ist zur Zeit nicht bekannt.
Im Jahre 1952 wurde dann der Kirchplatz planiert, sowie Maurer- und Anstricharbeiten an der Kirche vorgenommen. 1963 erfolgte auch hier in Wehnde die Elektrifizierung der Glocken, und ein Jahr später kam dann ein elekrisches Orgelgebläse, so daß die schwierige Arbeit des Läutens und Bälgetretens durch einen Knopfdruck ersetzt wurde.
Die letzte große Renovierung erfolgte in der Zeit von 1967- 1969. Unter anderem wurden im Altarraum Natursteinplatten neu verlegt. Da für dieses Unterfangen der Altar und die Kanzel aus dem Altarraum entfernt werden mußten, wurden sie ebenfalls durch den Kirchenmaler Kruse in seiner Werkstatt restauriert und nach ihrer Fertigstellung wieder aufgebaut. Die Kanzel bekam dadurch ihren heutigen Platz.
Einige Jahre sind seit dieser letzten Renovierung vergangen und der Zahn der Zeit nagt an allen Dingen, ob Orgel, Altar oder Holzkreuz.
Altar
Erbaut: vermutlich um 1671/72
Erbauer: unbekannt
Stilrichtung: Barock
Wenn der Betrachter die Kirche betritt so bildet der Altar einen sehr schönen Blickfang. Die vom Kirchenrestaurator Kruse geschickt gewählten Farben rot und schwarz erwecken im ersten Moment den Anschein, daß der Altarumbau zum größten Teil aus Marmor besteht. Dieses ist jedoch nicht der Fall, da er aus Holz gearbeitet wurde.
Der eigentliche Altar besteht aus einem verputzten Sockel und einer gehauenen Sandsteinplatte, an deren vorderen schmalen Seite die Aufschrift : "M. Hans Christophel Müller Anno 1672 " zu lesen ist.Diese Platte ist mit einer weißen, mit Spitze versehenen Decke und einem dem kirchlichen Zyklus entsprechenden Antipendium geschmückt. Desweiteren befinden sich eine Bibel aus dem Jahre 1954 und zwei Messingkronleuchter, welche noch aus der Zeit der Erbauung der Kirche stammen, auf dem Altar.
Über dem Altar befindet sich ein Gemälde. Dieses wurde kurz nach der Fertigstellung des Innenausbaus von Heinrich Hesse der Kirche gestiftet . Es ist vermutlich eine Darstellung des letzten Abendmahls des Herrn.(siehe Beschreibung Altargemälde).
Direkt davor steht das Altarkreuz. Es hat damit einen etwas ungünstigen Standort, da es das Gemälde sehr verdeckt und der Betrachter an den Altar herantreten muß, um das Bild sehen zu können. Die dunklen Farben des Gemäldes tun ein übriges dazu .Zu beiden Seiten des Gemäldes befinden sich drei weiße Säulen, zwei sind nur angedeutet und mit silbernen Trauben und Ranken verziert. Bei der dritten handelt es sich um eine gedrehte Holzsäule, welche mit silbernen und goldenen Ornamenten versehen ist. Bei den aufwendig und sehr filigran gearbeiteten Ornamenten handelt es sich um Bänder-Schleifenornamente, in deren Mitte Trauben und Früchte des Ölbaumes dargestellt sind.
Auf gleicher Höhe sind zu beiden Seiten kleine Podeste angebracht, auf denen rechts der Apostel Paulus und links der Apostel Petrus dargestellt sind. Diese Podeste sind teilweise durchbrochen und sehr verschnörkelt gearbeitet. Ausser diesen Verzierungen sind noch zwei Engelsköpfe und darunter zwei Gesichter zu erkennen. Die Apostel sind beide in weiße Gewänder gehüllt, deren Saum mit
Gold abgesetzt ist. Beide halten ein Buch im Arm, dieses soll auf ihre Mitwirkung an der Heiligen Schrift hinweisen. Die Symbole des Schlüssels als Zeichen der Autorität,welche ihm Jesus Christus verliehen hat, für Petrus und des Schwertes, der Vergleich Gottes Wort mit einem zweischneidigen Schwert und keiner irdischen Waffe, für Paulus sind leider nur noch teilweise vorhanden.
Über dem Gemälde verbreitert sich der Altar kaskadenförmig und an diesem Sims ist ein Ornament in Form von schwarzen mit gold abgesetzten Ölbaumfrüchten angebracht, welche mit goldenen Blättern umgeben sind. Darüber, wiederum an der Vorderfront ist ein Engelskopf mit lockigem Haar und weiß/ goldenen Flügeln dargestellt. Am Sims oberhalb der Säulen befinden sich ebenfalls zwei schwarz-goldene Blumen oder Früchte mit goldenen Blättern.
Auf dem durch die nochmalige Verbreiterung entstandenen Sims stehen zwei Säulen und dazwischen auf einem kleinen Sockel Jesus mit der Siegesfahne in der Hand. Es handelt sich bei diesem oberen Abschnitt des Altars um die figürliche Darstellung der Auferstehung Jesu Christi. Seine rechte Hand ist erhoben und das Bein angewinkelt, so dass die Narben der Kreuzigung deutlich zu erkennen sind.
Der Hintergrund für die Holzplastik Jesus ist ein breiter weißgoldener Rahmen, in dessen oberen Ecken Knorpelschnitzereien angebracht sind. Die oberen Säulen sind gerade gearbeitet und nur mit einer Weinrebe verziert. Hinter diesen Säulen befinden sich ebenfalls Rahmen mit Knorpelschnitzereien. Die beiden Seiten sind ebenfalls mit Knorpelschnitzereien und Engelsköpfen verziert.
Den Abschluß bilden zwei schwarz marmorierte Halbbögen in deren Mitte sich das Alliancewappen von Wintzingerode und das von Hohnstein ( Wehnder), umgeben von vergoldeten und versilberten Schnitzereien, befinden. Unter diesen Wappen, einem Feuerhaken und einem ruhenden Hirsch, stehen in vergoldeten Buchstaben die Initialien H E V W und C D V M. Es sind die Initialen von Hans- Ernst von Wintzingerode und seiner Ehefrau Catharina Dorothea von Meding auf deren Anordnung die Kirche erbaut wurde.
Die Kanzel
Die Kanzel mit Schalldeckel befindet sich auf der vom Betrachter aus gesehenen rechten Seite des Altarraumes. Dies ist zwar nicht der angestammte Platz, doch wurde sie im Zuge der letzten Renovierung 1970 an dieser Stelle originalgetreu wieder aufgebaut. Sie ist in den gleichen Farben wie der Altar gehalten. Die Form der Kanzel ist vergleichbar mit einem Kelch ohne Fuß. Es handelt sich hierbei um eine schön ausgebildete Säule in Doggenart. Sie ist schwarz marmoriert und verstärkt sich nach oben hin.
Rund um die Brüstung der Kanzel sind kleine Podeste, auf denen die 4 Evangelisten figürlich dargestellt sind. Zu ihren Füßen befinden sich Engel. Alle vier sind geflügelte Gestalten, die uns Gottes Wesen zeigen wollen. Johannes in Verbindung mit einem großen Adler - er veranschaulicht Gottes klaren Blick und Gottes Weitsicht in Vergangenheit und Zukunft. Lukas in Verbindung mit dem Stier- er zeigt die stetige, unerschöpfliche Kraft Gottes. Markus in Verbindung mit dem Löwen welcher die Würde Gottes symbolisiert und Matthäus in Verbindung mit einem menschlichen Wesen. Dieses hat die Bedeutung - Gott begegnet uns Menschen auf verständliche Weise, von Angesicht zu
Angesicht. Desweiteren hält jeder der vier ein Buch in der Hand bzw. unter dem Arm. Unterhalb der Statuen sind weiße Tafeln, auf denen die Namen in goldener Schrift stehen, angebracht.
Als Kontrast zu der rot- bzw. schwarzmarmorierten Kanzel sind die Evangelisten in weiß gehalten und nur die Säume der Gewänder, die Flügel der Symbole und die Heiligenscheine sind mit Gold überzogen.
Zwischen den einzelnen Evangelisten befinden kleine, weiße, mit gold abgesetzte Säulen, welche mit den Früchten des Ölbaumes und der Weinrebe verziert sind.
Der Zugang zu der Kanzel führt über eine kleine Treppe, welche an der Wand entlangläuft. Sie ist ebenfalls in den Farben schwarz und rot marmoriert und mit weiß/goldenen Leisten und Knorpelschnitzereien verziert. Laut der Beschreibung eines Angehörigen der ehemaligen Patronatsfamilie war diese Treppe mit schönen durchsichtig geschnitzten Füllungen versehen.
Über der Kanzel ist ein Schalldeckel angebracht, in dessen Mitte sich ein Stern und eine silberne Taube, das Symbol des Heiligen Geistes, befinden. Umrahmt wird dieser Teil durch eine umlaufende Knorpelschnitzerei. Der Schalldeckel selber ist kaskadenförmig aufgebaut und auf der Spitze steht Jesus im weißen Gewand. Um sein Haupt verläuft ein strahlenförmiger goldener Heiligenschein und in der linken Hand hält er den Reichsapfel, das Zeichen der Regentschaft über die Welt.
Rund um den äußeren Rand des Schalldeckels sind nochmals Ornamente angebracht. In einem steht die Jahreszahl 1673, in einem anderen sind wiederum die Wappen derer von Wintzingerode und Hohnstein, sowie die selben Buchstaben angebracht.
Das Lesepult
Es wurde von einem Mitglied der Kirchgemeinde Mitte der 90ziger Jahre erbaut und der Kirche gestiftet. Durch die Anlehnung an den Baustil der damaligen Zeit und die farbliche Gestaltung, fügt es sich sehr harmonisch in die vorhandene Optik ein.
Der Sockel ist wiederum schwarzmarmoriert. Durch einen kleinen Absatz verspringt der mittlere Teil nach innen und erst der obere Abschluß hat die selbe Größe wie der Sockel. Verziert ist das Lesepult mit zwei kleinen weißen Säulen, welche eine Verbindung zwischen dem Sockel und der Deckplatte bilden. Der mittlere Teil ist überwiegend rotmarmoriert, wobei jeweils auf der linken und auf der
rechten Seite ein silberner Palmwedel in einem weißen Rahmen angebracht ist. Die Mitte verziert ein goldenes Kreuz ebenfalls in einem weißen Rahmen.
Altarkreuz
Ein schlichtes und sehr einfaches dunkelbraunes Holzkreuz.
Es besteht aus einer Holzstange, welche ca. 50 cm über der Altarplatte in ein Kreuz mit Corpus umgearbeitet wurde. Die Eigenart dieses Kreuzes besteht darin, daß es mit der Holzstange in dem Altarsockel befestigt ist. Durch seine Höhe und auch durch die Nähe zu dem Altargemälde wird ein Teil desselben verdeckt.
Da Kreuz und Gemälde in dunklen Farben gehalten sind, sticht der helle Leib Christi besonders hervor. Um die Lenden nur ein goldfarbenes Tuch geschlungen, hängt ein zusammengesunkener Leichnam an dem Kreuz. Auf dem zur Seite geneigten Haupt befindet sich die Dornenkrone, und das wellige Haar fällt ihm über die rechte Schulter.
Ein weiteres Augenmerk sind die charakteristischen Wunden Jesu. Hier wurde im Verhältnis mehr rote Farbe für die Darstellung des Blutes verwendet, als bei dem großen Kreuz.
Den oberen Abschluß bildet eine kleine hellgraue Tafel in der Form eines Banners, die mit einem kleinen Holzstab an dem Kreuz befestigt ist. Auf ihr steht mit großen goldenen Buchstaben I N R I. "Jesus Nazarenus Rex Iudeorum", zu deutsch "Jesus aus Nazareth König der Juden"
Altargemälde
Laut der mit goldenen Buchstaben geschriebenen Inschrift, welche in einem braunen Rahmen rund um das Altargemälde verläuft, wurde es im Jahre 1694 von einem Heinrich Hesse gestiftet. Da die Schreibweise damals etwas anders war als die heutige, nun eine genaue Wiedergabe des Wortlauts der Inschrift:
"HENRICH HESSE hatt dieses biltnüs zu der ehre gottes mahlen laßen.
Gib Herz-liebster Jesu, was wir trincken undt essen, daß wir dein und unseres
Nägsten nicht vergessen. Im Jahr 1694"
Das Gemälde selber ist in sehr dunklen Farben gehalten und wird, wie bereits erwähnt, von dem Altarkreuz zum Teil verdeckt.
Jesus befindet sich mit 12 Personen in einer Herberge. Quer durch den Raum ist eine zusammengeraffte rote Stoffbahn als Dekoration angebracht.
Im Vordergrund auf der linken Seite steht eine Schüssel, in der sich eine Kanne befindet, diese Utensilien könnten auf die in Johannes 13 erwähnte Fußwaschung hindeuten. Auf der selben Seite, aber im Hintergrund befindet sich ein Schrank, auf dem ein aufgeschlagenes Buch liegt. Zu beiden Seiten des Buches steht je ein Kerzenständer mit einer brennenden Kerze. Im Hintergrund auf der rechten Seite und in der Mitte sind sehr schön verzierte Rundbogenportale zu sehen. Der Vordergrund und der Mittelteil des Bildes ist durch Jesus, einen Teil seiner Jünger und zwei Frauen, welche alle um einen Tisch sitzen, ausgefüllt. Die Bekleidung der Menschen auf diesem Bild besteht der damaligen Epoche entsprechend aus einer Toga und einem Schal, der über die Arme und Schultern gelegt wurde, und sie ist überwiegend in den traditionellen Farben rot und grün gehalten. Den Frauen dient der Schal auch noch als Kopfbedeckung. Diese etwas eigenwillige Interpretation erweckt bei dem Betrachter zwiespältige Gefühle, ob es sich wirklich um eine Darstellung des Heiligen Abendmahl handelt.
Die Frau im Vordergrund, eventuell die Person der Maria Magdalena, wurde von dem Meister so dargestellt, als ob sie sich gerade erst zu den anderen an die Tafel gesetzt hätte, da das linke Bein seitlich nach hinten ausgestreckt ist. Vor ihr steht ein Kelch. Jesus, der ihr schräg gegenüber sitzt, hält ein Brot in seiner linken Hand, während er die rechte zum Segnen erhoben hat. Um das Haupt Christi ist ein zarter, strahlenförmiger Heiligenschein angedeutet. Zur Linken Jesu ist ebenfalls eine Frau dargestellt, bei dieser Person könnte es sich um seine Mutter Maria handeln.
Elf der auf dem Bild dargestellten Personen blicken aufmerksam auf Jesus. Einer jedoch (in einer früheren Beschreibung als Judas bezeichnet) hat sein Gesicht in die Richtung des Betrachters gewandt. Sein Blick jedoch wirkt nervös und suchend, als ob er so schnell wie möglich diese Stätte verlassen möchte, um seinen Verrat zu vollenden.
Was der Maler mit diesem wirklich ungewöhnlichen Bild ausdrücken wollte, ist uns leider nicht überliefert.
Taufengel
Der Taufengel befindet sich links vom Altar unterhalb der ersten Empore.
Der rechte Arm ist nach unten hin ausgestreckt, und in der Hand hält er das Taufbecken. Der linke Arm ist nach oben ausgestreckt. Sein Haar ist braun und wellig und ihm wurden braune Augen verliehen. Gekleidet ist er in ein knielanges weißes Gewand, welches mit Gold abgesetzt ist. Um die Taille ist es so gerafft und in Falten gelegt, daß der Betrachter annimmt, er trägt einen Gürtel. Ein weiterer Schmuck ist eine weiße, ebenfalls mit Gold abgesetzte, Schärpe. Die Flügel sind wie einzelne Federn dargestellt, dessen Kiele wiederum goldfarben sind. An seinen Füßen trägt er die damals übliche Fußbekleidung, bei denen die Zehen herausschauen. Um die Waden ist diese
Fußbekleidung zusammengerollt und wird mit einer goldenen Rundbogenborte und mit einer Rosette verziert.
Die Taufschale besteht aus zwei Schalen. Die äußere ist aus mittelbraun lackiertem Holz, in das drei Haken eingearbeitet sind.Mittels Ketten wird die Verbindung zwischen der Hand des Engels und der Taufschale hergestellt.
Die innere Schale besteht aus vergoldetem Blech, in deren Unterseite die Widmung eingraviert wurde: 1901 geschenkt von Marie von Wintzingerode-Knorr geb. von Hanstein.
In die obere Seite wurde der Spruch:" Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes" EV Mark.10,1 in altdeutscher Schrift eingraviert. Die Mitte der Taufschale schmückt die Taube als Zeichen des Heiligen Geistes umgeben von einem Strahlenkranz.
Dieser Taufengel ist einer der sechs, welche in den Bodensteinschen Kirchen angebracht sind. Jahrelang auf dem Kirchenboden verstaubt entstand er 1988 in neuem Glanz. In seiner Pracht soll er uns an Gottes treue Schutzengel erinnern.
Kruzifix in Lebensgröße
Betrachtet man sich den Kunststil, so kommt man zu dem Eindruck, daß dieses Kreuz älter als die Kirche ist.
Da Form und Größe auf ein sogenanntes Friedhofskreuz hinweisen, ist davon auszugehen, daß dieses Kreuz in früheren Zeiten außen an der Kirche stand, denn der Friedhof (damals auch als "Gottesacker" bezeichnet) war rund um die Kirche angelegt. Jesus, der Erlöser, blickt segnend auf die Verstorbenen, um sie zum ewigen Leben zu führen.Später befand es sich dann im Vorraum der Kirche.
Jetzt hat es seinen Platz, gleich dem Taufengel, auf der linken Seite des Altarraumes. Da beide unterhalb der ersten Empore angebracht sind, kann man gleichsam von einer Taufkapelle ( einem Baptisterium), wie es seit uralten Zeiten Brauch in den Kirchen war, sprechen.
Das Kreuz ist dunkelbraun und an den Kanten durch wellenförmige Einkerbungen verziert. Am oberen Ende ist eine graue Tafel angebracht, auf welcher mit großen goldenen Buchstaben I N R I steht. Die Jesustatue wurde sehr realitätsnah aus dem Holz geschnitzt. Das mittelbraune lange wellige Haar fällt ihm auf der rechten Seite nach vorn über die Schulter und auf seinem Haupt befindet sich ein grüner Dornenkranz. Die Augen und der Mund sind halb geöffnet dargestellt, letzterer ist von ei-nem welligen Vollbart umrahmt.
Seine Hände sind mit Holzstiften (Eisenstiften) ans Kreuz genagelt, wobei Daumen,Zeigefinger sowie Mittelfinger geöffnet und Ringfinger nebst kleinem Finger geschlossen sind, es handelt sich hierbei um die Segnungsgebärde.
Auf seiner rechten Seite befindet sich die Stichwunde, aus der das Blut über den Körper rinnt. Um seine Lenden ist ein blaugraues und mit goldener Borte verziertes Tuch geschlungen.
Sogar die Schürfwunden an den Knieen und Schienenbeinen, welche sich Jesus beim Tragen des Kreuzes zum Berge Golgatha zugezogen hat, wurden von dem Meister angedeutet. Die Füße wurden wiederum mit einem Holzstift am Kreuz befestigt.
"Gott zu Ehren" haben dies lassen machen Caspar Vorkampt und Christiana Elisabetha Vorkampt gebohrene Haetzin 1694. Diese Inschrift soll ehemals an dem Kreuz lesbar gewesen sein, so steht es in einer früheren Beschreibung des Kreuzes. Es ist aber nicht mehr nachvollziehbar, wo sie sich befand. In den alten Kirchenbüchern wird dieser Name als Wehnder Einwohner nicht aufgeführt, sodaß es sich um eine Spende
von Duderstädter Christen handeln könnte.
Da der Zahn der Zeit am Holz und auch an der Farbe genagt hat, wäre eine Restaurierung erforderlich, um es auch für spätere Generationen noch zu erhalten.
Deckengemälde
Es handelt sich hierbei um zwei medaillonförmige Deckengemälde, die reichlich mit Ornamenten umgeben sind.
Das erste stellt den Gebetskampf Jesu Christi im Garten Gethsemane dar.
Auf der rechten Seite des Gemäldes ist ein großer Fels zu sehen, in dessen Vordergrund ein Baumstumpf mit einem abgebrochenen Ast steht. Vor diesem Fels ist die knieende Gestalt Jesu dargestellt. Bekleidet ist er mit einem hellbeigen, langen Gewand und einem roten Umhang. Die Hände zum Himmel erhoben betet er. Über seinem Haupt schwebt ein Heiligenschein.
Am nächtlichen Himmel auf Wolken schwebend ist ein Engel dargestellt. Diese mit Flügeln ausgestattete Gestalt ist mit einem weißen Gewand bekleidet und hat einen blauen Schal um die linke Schulter und den Arm gewickelt. Seine Gestalt ist von einem hellen Licht umgeben, so daß das fahle Licht des Mondes noch schwächer erscheint. In der rechten Hand des Engels befindet sich ein Kelch. Es ist der Kelch des Leidens, und Jesus bittet im Gebet, daß dieses von Gott ihm vorbestimmte Leiden und letztlich der Tod an ihm vorbeiziehen bzw. ihn nicht ereilen möge.
Im Hintergrund des Bildes sind die schlafenden Gestalten der Jünger zu sehen, welche im Schutze eines Baumes ruhen und von dem " Kampf " Jesu nichts ahnen.
Unter dem Gemälde stehen einige Worte aus diesem Gebet auf einer kleinen Tafel:" Mein Vater, ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst."
Das zweite Deckengemälde stellt die Kreuzigung Jesu dar.
Dieses Gemälde ist dem Anlaß entsprechend in dunkleren Farben gehalten, einzige Kontraste bilden die Körper der drei Gekreuzigten und die roten Zinnen der Stadt Jerusalem im Hintergrund.
Im Vordergrund, sich über das ganze Bild erstreckend, sind die Kreuze mit den Gekreuzigten. Zu Füßen des mittleren Kreuzes, dem Kreuz Jesu Christi, ist noch ein Totenschädel zu sehen. Dieser Totenschädel hat in diesem Fall zweierlei Bedeutung: Zum einen ist er ein Hinweis auf den Sieg über den Tod und zum anderen heißt Golgatha zu deutsch Schädelstätte. Am oberen Ende wurde eine Tafel mit der Inschrift :" Jesus Nazarenus Rex Iudeorum" (zu deutsch :" Jesus aus Nazareth König der Juden") angebracht. Laut Aussage der Bibel handelt es sich bei den beiden Mitgekreuzigten um Verbrecher, deren Namen aber nicht erwähnt wurden. Jede dieser drei Personen wurde in einer anderen Art der Kreuzigung hingerichtet.Während Jesus dem Betrachter vollständig zugewandt und an Händen und Füßen mit Nägeln am Kreuz befestigt ist, sind die beiden anderen Personen seitlich dargestellt. Die Füße der beiden wurden in unterschiedlicher Höhe angenagelt und die Arme auch wieder unterschiedlich am Kreuz festgebunden wurden. Die Person auf der rechten Seite muß durch diese verkrümmte Haltung den Kopf tief in den Nacken legen. Sein Blick ist zur Seite gerichtet, wobei er noch in seiner Todesstunde spottete und lästerte. Der andere jedoch rief in der Stunde seines Todes Jesus an und hörte die wunderbaren Worte: " Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein".
Im Hintergrund, umgeben von Bäumen, ist die Stadt Jerusalem mit ihren roten und blauen Zinnen zu sehen.
Der Himmel ist wolkenverhangen und die Sonne ist, entsprechend dem biblischen Bericht, verdunkelt dargestellt. Unter dem Bild steht auf einer Tafel der kurze Text: " Aber Jesus schrie abermals laut und verschied."
Vortrage- bzw. Trauerkeuz
Ein vom Anblick her sehr schön gearbeitetes Holzkreuz. Im Gegensatz zu den meistens geraden Kreuzformen hat dieses eine geschwungene Form. Dem Anlass entsprechend ist das Kreuz und die dazugehörige Stange in schwarz gehalten. Der Körper Jesu Christi dagegen ist ganz mit goldener Farbe überzogen. Unterhalb seiner Füße ist ein Totenschädel geschnitzt. Und wie bei den meisten
Kreuzesdarstellungen sehen wir auch hier die Inschrift, welche Pilatus an das Kreuz schreiben ließ:
"Jesus von Nazareth, der König der Juden" (Lateinische Kurzform INRI).
Opferstock
In der Kirche befindet sich noch immer der alte Opferstock. Vermutlich ist er etwa so alt wie die Kirche. Er ist aus massivem Holz und trägt außen mehrere Verzierungen. Die Opfergaben wurden in den oberen Teil eingelegt, welches mit drei Schlössern und einem Metallbeschlag gesichert ist. Seit dem letzten Krieg wird der Opferstock nicht mehr benutzt. Seit der letzten Renovierung befindet er sich auf dem Kirchboden und soll möglicherweise wieder renoviert werden.
Die Turmuhr
Die (jetzige) Turmuhr stammt vom Jahre 1898 und läuft nach wie vor zuverlässig. Sie mußte früher von Hand einmal in der Woche aufgezogen werden. Das wird jetzt durch eine elektrishe Steuerung übernommen, die etwa halbstündlich die Uhr aufzieht.
Glocken
Im Glockenstuhl der Wehnder Kirche befinden sich eine grosse und eine kleine Glocke.
Die grosse Glocke wurde bereits im Jahre 1607 gegossen und als Hersteller wird Hans Reuters aus
Göttingen angegeben.
Diese grosse Glocke trägt vielerlei Inschriften und Verzierungen.
Rings um den unteren Rand des Mantels stehen die Worte:
Mit Gottes Hilfe goß mich Hans Reuters zu Göttingen
Esaiae 40 Verbum Domini manet in aeternum.
Rom. 8 Si Deus pro nobis quis contra nos.
Die in zwei Reihen ausgeführte Inschrift am oberen Rand des Glockenmantels lautet:
Wolfgang Hoenius ilmenoitanus Pastor Tastungae et Wehndae fide Deo anno Jesu Christi 1607 Georg Grossen et Hans Grosshain Altaristae Adam Borchat et Hans Freckman Formunte.
Die deutsche Übersetzung lautet: Wolfgang Hoehne zeitiger (zur Zeit) Pastor in Tastungen und Wehnde
Beide Reihen sind eingefasst in einem Fries, von dem der untere aus hängenden Trauben besteht.
Trotz der Tatsache, dass es sich um eine alte Glocke handelt wurde sie 1942 beschlagnahmt und in ein Glockenlager überführt. Aber gleich der Tastunger Glocke, blieb ihr das Einschmelzen erspart. Im Dezember 1947 oder Anfang Januar 1948 kehrte sie unversehrt in die Gemeinde zurück. Dadurch das die Glocke nicht rechtzeitig gedreht wurde, um neue unverbrauchte Klöppelanschlagstellen zu schaffen, bekam diese einen Sprung. Bei der nun notwendig gewordenen Reparatur, wurde ihr gleichzeitig ein neuer Klöppel und ein neues Joch angepasst. Der damalige Gutachter schreibt dazu: " Der Gesamtklang ist ziemlich heiser, welches vermutlich vor dem Sprung auch nicht viel besser gewesen ist. Es ist selbstverständlich, dass man an eine 350 Jahre alte Bronzeglocke nicht die modernen Richtlinien anlegen kann; denn danach müsste sie umgegossen werden. Möge sie mit ihrer Besonderheit des Klanges dennoch nun auf lange Zeit die Gemeinde rufen und mahnen. Datum 22.3.1956
Die kleine Glocke wurde, laut Inventarverzeichnis, 1901 gegen eine neue im Wert von 649 M umgetauscht. Da sie meistens als Taufglocke geläutet wurde, trug sie die Inschrift: " Lasset die Kinder zu mir kommen". Im ersten Weltkrieg musste sie ebenfalls abgegeben werden und kehrte nicht in die Gemeinde zurück. Um wieder mit zwei Glocken läuten zu können wurde 1925 eine neue angeschafft, diese kam aus der Glockengiesserei Franz Schilling & Söhne in Apolda.
Wie damals üblich, wurde sie als Gedächtnisglocke für die gefallenen Krieger der Gemeinde im ersten Weltkrieg gegossen. So lautet auch die Inschrift auf der einen Seite: "Gedächtnisglocke", während auf der anderen Seite der Spruch zu lesen ist:
" So oft mein Geläut ertöne
denkt an eure Heldensöhne
die ihr Blut und Leben
für euch dahingegeben
1925"
Um den unteren Rand des Mantels sind die Worte geschrieben :
Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Offenb. 2,10
Orgel
Aufbau der Orgel
2 Manuale & Pedal
I Manual |
II Manual |
Pedal |
Prinzipal 8` |
Geigenprinzipal 8` |
Prinzipalbass 16` |
Bordun 16` |
Liebl.Gedeckt 8` |
Violon 16` |
Hohlflöte 8` |
Flauto travers 8` |
Subbass 16` |
Gedackt 8` |
Flöte 4` |
Violon 8` |
Gamba 8` |
Salizional 8` |
|
Oktave 4` |
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Hohlflöte 4` |
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Qinte 3` |
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Oktav 2` |
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Mixtur 2`3-4 fach |
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20 klingende Stimmen
Beschreibung der Orgel
Die Orgel befindet sich auf der ersten Empore an der Westseite der Kirche.Es handelt sich um eine dreiteilige Orgel, deren Baustil nicht erkennbar ist, da sie aus drei rechteckigen Teilen mit wenigen Verzierungen besteht. Diese Verzierungen wurden, laut einer früheren Beschreibung; von der alten, kleineren Orgel entfernt und an der neuen Orgel angebracht.
Der mittlere Teil, in dem die großen Pfeifen untergebracht sind, reicht bis unter die Kirchendecke und ist nur an den beiden oberen Ecken mit einem Puttenkopf und Knorpelschnitzerei verziert. Die beiden Seitenteile wurden zwar etwas kleiner gebaut, jedoch durch einen kleinen silberfarbenen Holzzaun auf die Höhe des Mittelteils gebracht. In ihnen stehen die kleineren bis ganz kleinen Pfeifen. Hier sind jeweils die äußeren Ecken mit Knorpelschnitzereien verziert.
Der Korpus der Orgel ist insgesamt in weiß gehalten. Die beiden Manuale und die verschiedenen Registerzüge oder -knöpfe zum Registerwechsel sind in einem Spitzbogen im unteren Teil der Orgel angebracht. Über diesem Bogen steht in goldenen Lettern GLORIA IN EXELSIS DEO, auf deutsch " Ehre sei Gott in der Höhe"
Geschichte der Orgel
Die Wehnder Kirche verfügte bereits seit ihrer Fertigstellung im Jahre 1673 über eine kleine Orgel. Diese befand sich auf dem oberen Chor und wurde von einem Simon Marschall der Kirche gestiftet. Da sie aber im Laufe der Zeit unbrauchbar geworden war, bemühte sich das Presbyterium um eine neue grössere Orgel.
Auszug aus dem Protokoll des Presbyterium vom 28.Juli 1850
"Gegenstand der Beratung war zunächst die Beschaffung einer neuen Orgel für die hiesige Kirche. Alle Anwesenden waren von der Zweckmäßigkeit des Ankaufs einer Orgel für die Hebung des Gottesdienstes und des Gesanges im Besonderen, sowie für die Verschönerung des Gotteshauses überzeugt und genehmigten nicht allein ihrerseits die Verwendung der dazu nötigen Kirchengelder, sondern beantragten ausdrücklich die baldige Ausführung des Unternehmens, damit der Kirche bald dieser Schmuck und dem Gottesdienste die rechte Feierlichkeit verschafft werde."
Nach langer Prüfung des Kostenanschlages und der notwendigen Stimmenzahl kam am 18.Oktober 1850 der Kontrakt mit dem Orgelbaumeister Heyder zustande.
Da die neue Orgel größer und stattlicher als die alte erbaut wurde, mußte ein Teil des oberen Chores dem Orgelbau weichen.
Doch diese Orgel wies einige Mängel auf, welche durch den Baumeister Heyder abgestellt werden sollten. Aber selbst Mahnbriefe an Heyder wegen Behebung der Mängel und die Androhung einer Klage führten nicht zu dem gewünschten Erfolg. So kam es zu einem Gutachten durch den bekannten Eichsfelder Orgel- und Klaviervirtuosen Joseph Maria Homeyer, welcher die Orgel prüfte und die einzelnen Mängel schriftlich darlegte. Als grössten Fehler bezeichnete er das "durchstechen" der Luft, wobei Pfeiffen zur Ansprache gebracht werden, die garnicht erklingen sollen. Insgesamt kam er zu der Meinung: " Soll also überhaupt das Werk in Stand kommen, dass die jetzigen Störungen der
Andacht durch dasselbe aufhören, dagegen die Feierlichkeit des Gottesdienstes erhöht werden und die Orgel ihrem Zwecke gemäss zum Preise des Höchsten dienen könne, so muss dasselbe einem geschickten in seiner Kunst schon bewährten Orgelbauer zur Reparatur möglichst bald übergeben werden."
Dem Gesuch des Presbyterium auf Genehmigung des Kostenvoranschlages vom Orgelbauer Friedrich Große aus Mühlhausen wurde, erst nach eingehender Prüfung, durch das Patronat und das Landratsamt stattgegebebn. So kam es am 16. Mai 1859, nach langem Hin und Her, zum Kontrakt mit Orgelbauer Große über die Instandsetzung der Heyderorgel. Um sich diesmal besser abzusichern umfasste dieser Kontrakt 20 Paragraphen.
Ob dieser letztendlich von beiden Seiten eingehalten wurde, ist aus den Akten leider nicht zu entnehmen.
Nach dieser grossen Reparatur erfolgten im Laufe der Zeit immer wieder kleinere Reparaturen. Der nächste gravierende Einschnitt erfolgte im ersten Weltkrieg. Wie in vielen anderen Kirchen so mussten auch hier die zinnernen Prospektpfeiffen für Kriegszwecke abgegeben werden. Diese sind bis heute noch nicht ersetzt, sondern um der Orgel ein einigermaßen Aussehen zu geben wurden 1923 Atrappen aus Holz eingesetzt. Daß der Klang einer "verstümmelten" Orgel nicht der schönste ist, wird auch einem Laien verständlich sein. Eine geplante Restaurierung ist bisher, aus Mangel an den dafür nötigen finanziellen Mitteln, gescheitert.
Gleich der Tastunger Kirche wurde 1965 auch an diese Orgel ein elektrischer Winderzeuger angebaut. Somit entfiel das schwierige Bälgetreten.
Im Mai 1995 erfolgte eine Besichtigung der Orgel durch den Orgelbauer Haspelmath aus Walsrode.
Da die Orgel sich in einem erbarmungswürdigen Zustand befand, gab er einige Empfehlungen, welche Reparaturen dringend erledigt werden sollten. Nach seiner Meinung ist diese Orgel ein sehr frühes Werk des Orgelbaumeister Heyder, da alle weiteren ihm bekannten Werke chromatisch angelegte Windladen und blinde Prospektpfeiffen aufweisen und im allgemeinen wird den späteren Heyderorgeln in zahlreichen Gutachten eine äußerste Klangschönheit und über 100 jährige Funktionsfähigkeit bestätigt.
Ausserdem ist diese Orgel das grösste von Heyder vorhandene Instrument und deshalb eine wichtige Denkmalsorgel.
Im Jahre 1996 hat Haspelmath selber mit großem Engagement die schlimmsten Schäden beseitigt.
Um die Orgel jedoch wieder voll erklingen zu lassen fehlen immer noch die großen Prospektpfeiffen. Da sich die notwendigen Geldbeträge für die Neuanfertigung und Einbau derselben in Grössenordnungen ansiedeln, die eine kleine Gemeinde nicht alleine aufbringen kann, wäre es sehr wünschenswert, wenn durch Fördermittel und Spenden die nötigen Gelder aufgebracht werden könnten.
18 tes Jahrhundert
Zum Besuche des Gottesdienstes gingen die Mitglieder der evangelischen Stämme derer von Westernhagen in die Wintzingerodeschen evangelischen Kirchen zu Tastungen, Wintzingerode und Wehnde, in welch letzterer Kirche dieselben sogar einen eigenen Kirchstuhl hatten.
Schreiben des Pastor Wennig an die Familie von Westernhagen und deren Antwort
Pastor Wennig war von 1803 bis zu seinem Tod am "17.05.1849 Prediger zu Tastungen und Wehnde.Laut Eintrag im Kirchenbuch zu Sollstedt wurde er dort am "19.08.1769 geboren und verstarb somit in einem Alter von 79 Jahren ( siehe Tast-18 wpd ).
1817,Oktober 25. (Tastungen und Wehnde)
Bitte
des zeitigen Predigers zu Tastungen und Wehnde an alle von Westernhagen, beim Reformations- Jubelfeste am 31. Oktober und 1. November zugegen zu sein.
Hochwohlgeborene Herren,
Gnädige und Hochgebietende Herren !
"Euer Hochwohlgeboren wird es noch Hochgeneigtest in Erinnerung sein, daß Se. Majestät unser allergnädigster König das III. Reformations- Jubelfest, welches den 31. Oktober und 1. Nov dieses Jahres fällt, festlich in aller Würde zu begehen, angeordnet hat.
Da dieses Fest merkwürdig ist, weil wir die Segnungen und Folgen davon so unverkennbar genießen, so nehme ich mir die Freiheit, Euer Hochwohlgeboren, die Hochadlige Freyherrliche von Westernhagensche Familie und dero evangelische Unterthanen, welche sich zu dieser Confession bekennen und zählen, zu dieser Feyer hierdurch ganz unterthänichst einzuladen.
Seit Jahrhunderten und noch länger hat die Freyherrliche Familie von Westernhagen,indem sie das "jus Capellae" besitzt, die Prediger zu Tastungen wie auch seit 14 Jahren denzeitigen Prediger Wennig daselbst nicht nur als dero Beichtvater beybehalten und zu dessen Kirche gehalten, sondern Hochdieselben besitzen auch in der Wehndischen Kirche einen eigenen Kirchstand, und deshalb fühle ich mich gedrungen und verpflichtet, Hochdieselben mit allen ihren evangelischen Unterthanen aufzufordern, künftigen Freitag, als den 31. Oktober und Sonnabend, den 1. November früh 9 Uhr dieser Feyerlichkeit mit einem evangelischen Sinn und Geiste beizuwohnen. Zugleich eröffne ich
Hochdenselben und dero Unterthanen evangelischer Confession, daß nach der Absicht des Königs, der uns mit einem musterhaften Beispiel vorangegangen ist, an diesem Tage mit dieser Feyer auch das heilige Abendmahl verbunden, und an jeden Kommenden, der Antheil daran nehmen will, ausgetheilt werden soll.
Auch bemerke ich noch, daß die an diesem Tage abgesungenen Lieder ( weil unser Gesangbuch zu arm an denselben ist) bey dem Prediger Wennig und Schullehrer Henne zu Wehnde um einen sehr billigen Preis zu haben ist.
Schließlich bitte ich Euer Hochwohlgeboren ganz unterthänigst, dieses Sendschreiben an die ganze Familie von Westernhagen circuliren zu lassen und mir es, wenn es möglich sein kann, Mittwochen Abend wieder gnädigst zukommen zu lassen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung und tiefsten Respect verharrend
Euer Hochwohlgeboren ganz unterthänigster Diener
Wennig, Prediger zu Tastungen und Wehnde."
Cirkulirt Teistungen den 28. Oktober 1817
Ich werde mit meiner Frau mich einfinden und das heilige Abendmahl nehmen:
"von Westernhagen", Kammerherr.
desgl. "von Westernhagen", Kreisamtmann.
" "Thilo von Westerhagen".
" "Ernestine von Westernhagen", Stiftsdame.
" "Carl von Westerhagen", hannöverscher Fähnrich.
" "Carl von Westernhagen".
" "Heinrich von Westernhagen".
" "Leopold von Westernhagen".
" "meine Frau so wie ich "Eberhad von Westernhagen".
" "Ernst Wilhelm von Westernhagen"(senior familiae).
Hierbei ist auffallend, daß Eberhard von Westernhagen zu Ecklingerode, welcher, wie aus der folgenden Urkunde von 1823, Juni 29.(Ecklingerode) hervorgeht, der katholischen Religion angehörte, der Reformations feier beizuwohnen beabsichtigte. Dahingegen war seine Gemahlin evangelisch und auch seine sämtlichen Kinder waren evangelisch getauft und erzogen.
Spezial Inventarium 1814
In der Kirche befindlich
A. Ein grünes taffentes mit schwerer Goldborte besetztes Altartuch dazu gehört
a. ein grünes taffentes mit Goldborte besetztes Armtuch
b. ein goldmorenes Tuch, worauf der Kelch gesetzt wird
c. ein grünes taffentes mit Goldtressen besetztes Tuch auf dem Pult
d. ein gold... Deckel auf den Kelch
B. Ein rotgeblümtes damastenes mit gelben Seidenborten besetztes Altartuch, in der Mitte hat es einen Kranz und einen gewirkten Namen von Golde
dazu gehört
a. ein rotgeblümtes damastenes mit Goldborte besetztes Armtuch
b. ein rotgeblümtes damastenes mit Goldborte besetztes Tuch unter den Kelch
c. ein rotgeblümtes damastenes mit rotem Taffent besetztes Pulttuch
C. Ein feines leinenes mit Spitzen besetztes Altartuch
D. Ein violettblaues taffentes mit unechten Tressen besetztes Altartuch,
dazu gehört:
a. ein taffentes gesticktes Pulttuch
b. ein blaues damastenes Kelchtuch
c. ein dergl. Armtuch
d. ein rot taffenter Kelchdeckel
E. Ein schwarz tuchenes Altargedecke, mit Zubehör
F. Ein leinenes durchbrochenes Altartuch,
dazu gehört
a. 2 leinene mit Spitzen besetzte Armtücher
b. 1 Kelchservietten
G. Noch befindet sich in der Kirche
a. 3 messingene Leuchter
b. 1 dergl. Kronleuchter
c. 1 dergl. Taufbecken
d. 1 zinnernes Taufbecken
e. 1 schwarzsammetener Klingelbeutel
f. 1 silberne zum Teil übergoldete Weinkanne
g. 1 dergleichen Hostiendose
h. 1 dergl. Kelch mit einer silbernen Patene
i. 1 zinnerner Weinkelch
k. 1 dito Weinkanne
l. 1 dergl. Flasche
m. 1 Sanduhr
n. 1 Schrank in der Sakristei
o. 1 dito hinter dem Altare
H. An Büchern
a. 2 Agenden eine alte und eine neue
b. 1 Bibel in 4
c. 1 Concordienbuch in 4
d. 1 Kurfüstlich " braunschweigische Kirchen-Ordnung
e. 2 Gesangbücher
f. 1 Predigtbuch
Inventarium
der evangelischen Kirche zu Wehnde im Jahre 1882
Gegenstände
Tit. I. Grundstücke
Der Kirchhof auf zwei Seiten des Kirchengebäudes und der Platz zwischen dem Schulgehöft und der Kirche
Das Kirchenholz, genannt Heiligenholz, 24 Morgen 9 Quadarruten groß, hutfrei.
Tit. II. Gebäude und Zubehör
Das sub Nr. 51 belegene Kirchengebäude mit Sakristei, einem Turme und Turmuhr, 2 Glocken, einer Orgel mit 20 Registern 9 Manualen und Pedal. Dasselbe ist bei der Elberfelder Feuerversicherungsgesellschaft zu 2000 Mark versichert.
In dem Kirchengebäude ist außer Altar und Kanzel und außer den teils auf den Emporen, teils im Schiff der Kirche befindlichen Kirchenstühlen für die Patronatsfamilien und die Gemeindeglieder:
ein hölzerner mit Eisen beschlagener Opferstock hinter dem Altar
Tit. III. Kirchen-Utensilien u. vasa sacra.
A. Kirchen-Utensilien
Es sind vorhanden: 1 großer, ganz mit Eisen beschlagener Kasten zu den .... Geldern, u. s.w. in der Sakristei.
1 Schrank zur Aufbewahrung der Amtstracht neben der Eingangstür zum Schiff der Kirche
1 dergl. zur Aufbewahrung der Gedecke, in der Sakristei, fest
1 dergl. zur Aufbewahrung der Gedecke, hinter dem Altar, fest
1 Klingelbeutel
1 metallener Kronleuchter
2 Liedertafeln mit den Nummern
3 zinnerne Collektenteller, 2 in Verwahrung des Cantors, 1 in der Sakristei
1 Lesepult
1 Gedeck über denselben.( Geschenk der Freifrau v. Wintzingerode )
1 Karton
1 weißes sehr schadhaftes Tuch zum Einwickeln des Kelches
1 Tuchtalar nebst Sammetbarett
B. vasa sacra
1 gut vergoldeter Kelch nebst Patene - im großen Kasten in der Sakristei
1 silberne Weinkanne - in Verwahrsam des Pastors und
1 dergl. Hostienschachtel - des Altaristen
1 zinnerne Weinkanne
1 dergl. mit Schraubdeckel
1 zinnerner Krankenkelch mit dergl. Patene - beim Cantor
1 zinnernes Taufbecken in der Sakristei
Tit. IV. Kirchen und Altarschmuck
3 große messingene Altarleuchter nebst 1 Lichtscheere
1 eisernes Pultgestell auf dem Altare
1 hölzernes Kruzifix auf dem Altare
1 hölzernes Kruzifix hinter der Orgel ( Lebensgröße
2 Engelgestalten, von der Decke herabhängend, von deren einer das Taufbecken getragen wird
1 großes Bild, Christus am Kreuz
1 großes Bild, die Auferstehung
2 große Lutherbilder
1 Bild, Melanchthon
1 Bild Christis, Fragment
Testament Sr. Hog. Friedrich Wilhelm III unter Glas und Rahmen
1 rotsammetplüsch Altargedecke mit Goldborte und Silberstickerei 1750
1 rotsammetplüsch Kanzelbehang, befestigt
1 rotsammetplüsch Kanzelbehang, Armtuch mit Goldtresse gefüttert
1 rotsammetplüsch Kanzelbehang, Pultbehang Goldtresse gefüttert
1 rotsammetplüsch Kanzelbehang, Kelchtuch, ungefüttert, mit seidener Einfassung
1 rottuchenes Altargedeck, gestickt, mit weißen Fransen
1 rottuchenes Altargedeck, Kanzelbehang mit weißen Fransen mit seidener Einfassung
1 rottuchenes Altargedeck, Pultbehang mit weißen Fransen
2 rottuchenes Altargedeck, Armtücher mit weißen Fransen
1 rotseidendamastenes Armtuch
1 " " " Kelchtuch
1 schwarztuchenes Altargedeck und Kanzelbehang nebst 1 Armtuch
4 battistene Armbehänge mit Spitzen; 2 davon Geschenk der Freifrau Marie v. Wintzingerode
1 gehäckelte Oberdecke des Altars, Geschenk des Frl. Doris v. Wintzingerode
Die Altargedecke werden in den Tit.III genannten Schränken aufbewahrt und sind im Gewahrsam des Altaristen
Tit. V. Begräbnis-Utensilien
2 hölzerne Leichenbahren
1 hölzernes Kruzifix auf einer Stange
Tit. VI. Bücher der Kirche
1 Bibel in 4 Format - in der Sakristei
1 Bibel in 8 Format - in der Sakristei
1 Sondershäusisches altes Gesangbuch, in der Pfarre
2 Minden-Ravensburgische Gesangbücher
1 Preuß. Agende von 1829
1 Agende der Hof- und Domkirche von 1822
1 Agende der Hof- und Domkirche von 1822, ungebunden
1 Concordienbuch, im Pfarrarchiv zu Tastungen
1 Kluge, evangel. Predigten beim Cantor
3 Bände Rinks Orgelfreund
1 Rinks Orgelschule
1 Volkmar, Vorspiele
1 Gebhardi Ephoralbuch
1 Heinrich, Vorspiele
1 Textar, Epistel u. Predigten
Für die Richtigkeit und Vollständigkeit vorstehenden Inventars
wird hierdurch bescheinigt
Wehnde den Mai 1882
der G.K.Rat
Kirchensiegel Krumhaar, Pfarrer
Lauterberg, G.K.Ratsmitglied
v. Wintzingerode
Zugang 1 Altarbibel in Prachtband Geschenk des Geheimrats v W.Knorr
Auf dem Boden der Kirche aufgefunden 2 altertümliche Vasen
Abgang hat nicht stattgefunden
Wehnde den 11 Juni 1894 der Gemeinde Kirchenrat
Kirchensiegel Krumhaar Pfr. Vorsitzender
Müller
Otto
Diese Vasen wurden 1896 für 1.50 Mark verkauft.
In Zugang kam 1901
1 neue kleine Glocke nach Umtausch der alten im Wert von 649 M
1 neuer Taufstein, Geschenk des Frau des Kammerherr v. Wintzingerode-Knorr zu Wehnde
1 Deckel dazu, Taufbecken und Tauf.... von derselben
1902
Neu angeschafft eine Kirchenuhr für 821 Mark
1913
Ein Blitzableiter 311 Mark
Am 5/II. 1918 muß die kleine Glocke dem .... geopfert. Ebenso wurden die Prospektpfeiffen der Kirchenorgel abgeholt 1 Zentner 94 Pfund
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